Porsche 911 S/T 2.5: Le-Mans-Klassensieger 1972

Porsche 911 S/T 2.5 hellgelb

Der Porsche 911 S/T 2.5 war 1971 der direkte Vorgänger des berühmten 911 Carrera RS 2.7 mit dem Entenbürzel. Offiziell hieß er nicht mal S/T, kombinierte aber den weiter aufgebohrten Motor des S-Modells mit dem zusätzlich verschärften Leichtbau des T. Eines der 24 Exemplare in Hellgelb schrieb als Le-Mans-Klassensieger und Kamerawagen Geschichte.

Entstehung des 911 S/T 2.5

Ende 1971 brachte Porsche über die Sportabteilung die auf nur 24 Fahrzeuge limitierte Kleinserie des 911 2.5 S/T auf den Markt. Auf Basis des 911 2.4 S Coupés wurden die Wagen für den Einsatz in den Gruppen 3 und 4 der FIA homologiert. Der Preis betrug 49.680 D-Mark, rund 19.000 Mark mehr als für ein Serienmodell. Dafür erhielten die Kunden einen kompromisslosen Renn-Elfer mit 2,5-Liter-Sechszylinder-Boxermotor (Typ 911/70), rund 270 PS Leistung und zahlreichen werkseitigen Modifikationen.

Porsche 911 S/T 2.5 hellgelb im Wald

Der Porsche 911 S/T 2.5 in Hellgelb startete in Le Mans und war als Kamerawagen unterwegs.

Neben dem Antrieb spielte der Leichtbau eine zentrale Rolle. Türen, Kotflügel und Dach wurden in dünnwandiger Ausführung gefertigt, viele Karosserieteile nachträglich von Hand angepasst. Auch die Scheiben bestanden teilweise aus Plexiglas, was zusammen mit weiteren Maßnahmen für ein deutlich reduziertes Gewicht von 980 Kilogramm sorgte. Zur rennspezifischen Ausstattung gehörten ein großvolumiger 110-Liter-Renntank im Kofferraum, verbreiterte Kotflügel zur Aufnahme breiterer Räder sowie Schalensitze und ein Sportlenkrad mit 380 Millimeter Durchmesser, die optimale Ergonomie im harten Renneinsatz gewährleisteten.

Ziel war ein leichtes, robustes und konkurrenzfähiges Auto für Langstreckenklassiker wie die Targa Florio, die 24 Stunden von Le Mans oder die großen US-Rennen in Sebring und Daytona.

Der 911 S/T 2.5 reiht sich damit in eine Linie von Straßenrennwagen des Urmodells ein, die 1965 mit dem ersten 911 bei der Rallye Monte Carlo begann, und 1972 mit dem berühmten 911 Carrera RS 2.7 endete.

Alles zum 911 Carrera RS 2.7 von 1972 findet ihr hier.

Der Porsche 911 S/T 2.5 Hellgelb schräg hinten

Der Porsche 911 S/T 2.5 in Hellgelb wird heute wieder gefahren und gehört einem Schweizer Sammler.

Hellgelber Kamerawagen

Ein ganz besonderer S/T trägt die Chassisnummer 230 0538. Bestellt wurde er im November 1971 vom amerikanischen Privatfahrer und Autor Michael „Mike“ Keyser. Gemeinsam mit Jürgen Barth, damals Porsche-Mitarbeiter und später Le-Mans-Gesamtsieger, setzte er das Fahrzeug in der Saison 1972 bei verschiedenen Rennen ein, darunter Daytona, Sebring, die Targa Florio, das 1.000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring und die 24 Stunden von Le Mans.

Keysers Plan ging jedoch über den Rennsport hinaus: Er wollte mit dem Wagen eine Dokumentation über die Marken-Weltmeisterschaft drehen. Für den Film The Speed Merchants wurde der hellgelbe 911 kurzerhand mit 16-Millimeter-Kameras ausgestattet. Eine Arriflex-Kamera auf der Fronthaube lieferte spektakuläre Aufnahmen der Targa Florio, kommentiert von Vic Elford. In Le Mans montierte man sogar eine zweite Kamera in einem Stahlgerüst am Heck, um eindrucksvolle Nachtbilder einzufangen.

Trotz aller Strapazen zeigte sich der Porsche standhaft: In Le Mans 1972 erreichte das Trio Keyser/Barth/Garant den 13. Gesamtrang und gewann die GT-Klasse bis drei Liter Hubraum, als einziger 911 im Feld, der das Ziel erreichte.

Porsche 911 S/T 2.5 hellgelb Le Mans 1972

Der Porsche 911 S/T 2.5 in Hellgelb holte 1972 in Le Mans den Klassensieg.

Scheunenfund

Nach der Saison 1972 verkaufte Keyser den Wagen. Unter neuem Besitzer Don Lindley wurde er bis 1975 in der IMSA-Serie eingesetzt. Danach wechselte der Wagen mehrfach den Besitzer und verschwand schließlich völlig aus dem Blickfeld. Jahrzehntelang war unklar, was aus dem einstigen Le-Mans-Klassensieger geworden war.

Erst 2008 tauchten erste Hinweise auf einen verrosteten 911 S/T in San Francisco auf. 2013 bestätigte sich der Verdacht: Bei dem heruntergekommenen Wagen handelte es sich tatsächlich um Keysers einstigen Kamerawagen. Der Zustand war desolat: verformtes Dach, fehlender Motor, verbogene Strukturteile. Kinder hatten den Wagen wohl lange Zeit als Spielgerät genutzt.

Hier haben wir die schönsten 911-Modelle zusammengetragen.

Porsche 911 S/T 2.5 Scheunenfund

Der Porsche 911 S/T 2.5 war ein Wrack, als er 2008 in einer Scheune gefunden wurde.

Restaurierung

Ein Schweizer Sammler erwarb das Fahrzeug und übergab es an Porsche Classic. Dort begann eine aufwändige Restaurierung nach strengsten Werksstandards. Zunächst wurde die Rohkarosserie komplett zerlegt, entlackt und auf der Richtbank in ihre ursprüngliche Form gebracht. Fehlende Teile wurden mithilfe originaler Karosserielehren und historischer Zeichnungen nachgefertigt. Mehr als 1.000 Stunden Handarbeit flossen allein in die Karosserie.

Um den Elfer dauerhaft zu schützen, erhielt er eine kathodische Tauchlackierung, wie sie auch bei aktuellen Serienfahrzeugen zum Einsatz kommt. Danach folgte die Lackierung im Originalfarbton Hellgelb (Code 117). Auch im Detail wurde streng auf Originalität geachtet: 110-Liter-Renntank, verbreiterte Kotflügel, Schalensitze und Sportlenkrad. Nach zweieinhalb Jahren Arbeit präsentierte sich der Wagen 2016 auf der Techno Classica in Essen wieder in voller Pracht.

Der Porsche 911 S/T 2.5 Hellgelb nach der Restaurierung

Nach der Restaurierung erhielt der Porsche 911 S/T 2.5 sogar die reproduzierten Aufkleber, die er in Le Mans trug.

„Das Projekt ist einmalig und von großer historischer Bedeutung“, betont Alexander Fabig, Leiter Porsche Classic. „Unsere Experten haben ganze Arbeit geleistet und den Sportwagen nach höchsten Standards restauriert.“

Hier haben wir die Tradition des Schottenkaro bei Porsche seit dem ersten 911 Turbo von 1974 beleuchtet.



992 S/T als Hommage

Die Geschichte des hellgelben 911 S/T 2.5 zeigt eindrucksvoll, wie eng bei Porsche Rennsport, Innovation und Traditionspflege miteinander verbunden sind. Heute steht der wiederauferstandene Wagen nicht nur als Erinnerung an die Glanzzeit des Kundensports, sondern auch als lebendiges Beispiel dafür, wie die Marke ihre Historie bewahrt.

Parallel dazu hat Porsche mit dem modernen 911 S/T der Baureihe 992 ein auf Sondermodell geschaffen, das an die Philosophie der frühen 1970er-Jahre anknüpft: kompromisslose Leichtbau-Technik, ein hochdrehender Saugmotor und klassische Handschaltung.

Den modernen 911 S/T stellen wir hier im Detail vor.

Der heutige Besitzer des 911 S/T 2.5 ließ von Porsche Exklusive den neuen S/T im gleichen Stil gestalten, samt Außenfarbe in Paint-to-Sample Hellgelb.

Der Porsche 911 S/T 2.5 und 992 S/T in Hellgelb

Der Porsche 911 S/T 2.5 von 1972 und Hommage 992 S/T von 2024 in Hellgelb.

Wie gefällt euch das Modell? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare.


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