Porsche 911 Speedster Physical Sculpture XI: Unikat 964 Speedster im Turbo-Look
Vom ohnehin schon seltenen Porsche 964 Speedster entstanden nur zwölf Fahrzeuge mit Turbo-breiter Karosserie. Der Künstler Wolfgang Flatz gestaltete einen davon 1994 mit Hilfe von Porsche-Chefdesigner Harm Lagaay zu einem aufsehenerregenden Einzelstück um. Der „Physical Sculpture XI“ genannte Wagen wird nun versteigert.
Fotos: RM Sotheby's
1989, rund 25 Jahre nach dem Debüt des 911, wagte Porsche mit der Einführung der 964-Generation die bis dahin radikalste Überarbeitung des Modells. Während Carrera 2 und Carrera 4 in den Varianten Coupé und Cabriolet die meistverkauften Ausführungen waren, sorgte insbesondere der Speedster für Aufsehen. Zwar gab es bereits vom G-Modell einen Speedster, doch die späteren 964 Modelle der Jahre 1993 und 1994, von denen 936 Exemplare gebaut wurden, sind deutlich bekannter. Nur 15 Fahrzeuge wurden dabei von Porsche Exclusive mit der breiten „Turbo-Look“-Karosserie ausgestattet – darunter auch das hier beschriebene Einzelstück. In Zusammenarbeit mit leitenden Porsche-Managern gestaltete der österreichische Künstler Wolfgang Flatz diesen Speedster zu einem einzigartigen Kunstprojekt um.
Der Porsche 964 Speedster Physical Sculpture XI von Flatz im Turbo-Look besitzt eine auffällige Zwei-Farb-Lackierung.
Flatz ist bekannt für provokante, kompromisslose und oftmals polarisierende Arbeiten, die seine künstlerische Laufbahn geprägt haben. Seine Werke überschreiten häufig die Grenzen klassischer Kunst und greifen zugleich gesellschaftliche Themen auf. 2024 erregte Flatz mediale Aufmerksamkeit, als eine geplante Auktion seiner tätowierten Haut – zur Einlösung nach seinem Tod – abgesagt wurde, nachdem ein Sammler alle zwölf Stücke im Vorfeld erworben hatte.
Das Automobil, insbesondere die Marke Porsche, war für Flatz immer wieder Inspiration. So zeigte seine Skulptur Lover von 2007 einen mintgrünen Porsche 928, der auf einem kirschroten Samtsofa montiert war. Bereits 1993 hatte er bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Stuttgart mit Porsche kooperiert. Damals entstand im Auftrag des Landes Baden-Württemberg und des Olympischen Komitees die Installation Champion Piece, bei der 90 Porsche 911 der Generation 964 – 60 in Schwarz, 30 in Weiß – in U-Form vor dem Stuttgarter Neuen Schloss aufgestellt wurden. Später wurden diese Fahrzeuge als limitierte Sondermodelle verkauft.
Physical Sculpture XI nannte Flatz sein Porsche-964-Speedster-Kunstwerk.
Als Dank für seinen kreativen Beitrag entwickelte Porsche gemeinsam mit Flatz ein einmaliges Kunstprojekt: die „Physical Sculpture XI“. Grundlage war ein 1994er 911 Speedster, einer von nur 15 von Porsche Exclusive gefertigten Exemplaren mit breiter Turbo-Karosserie. Anfang der 1990er-Jahre befand sich Porsche in einer schwierigen Phase: Die 911-Verkäufe gingen zurück, das Modellportfolio war begrenzt. Wendelin Wiedeking, der kurz darauf CEO wurde, suchte nach Möglichkeiten, die Marke zu beleben. Die Zusammenarbeit mit Flatz bot die Chance, durch ungewöhnliche Öffentlichkeitswirkung Aufmerksamkeit zu gewinnen. Flatz zog dabei auch den damaligen Chefdesigner Harm Lagaay hinzu, um sein außergewöhnliches Speedster-Projekt umzusetzen.
Den Porsche 964 Speedster treibt ein 3,6 Liter großer 6-Zylinder-Boxermotor an, der 250 PS leistet.
Das Ergebnis ist unverwechselbar: Die Karosserie trägt ein zweifarbiges Finish in Gelb und Schwarz – eine Anspielung auf die Fahnen von Stuttgart und Baden-Württemberg, wenn das Verdeck geschlossen ist. Mit geöffnetem Dach tritt das rote Lederinterieur in den Vordergrund, das zusammen mit den Außenfarben die deutsche Nationalflagge zitiert. Im Innenraum finden sich zahlreiche Sonderdetails: ein Schalthebel mit eingelegter Zwei-DM-Münze, ein handgefertigter Handbremsgriff und ein exklusives Lenkrad aus deutscher Eiche. Hinzu kommen rote Recaro-RS-Sitze, ein gelber Armaturenträger und gelbe Sicherheitsgurte.
Auch der Innenraum des Porsche 964 Speedster Physical Sculpture XI fällt auf: Schwarz, Rot, Gelb kombiniert mit deutscher Eiche.
Der Künstler selbst ist seit der Auslieferung Eigentümer dieses Fahrzeugs, das bis heute rund 56.600 Kilometer gelaufen ist.
Damit ist dieser 911 Speedster mit Turbo-Look-Karosserie nicht nur ein extrem seltenes Automobil, sondern auch ein einmaliges Kunstwerk. Als „Physical Sculpture XI“ von Wolfgang Flatz steht er sinnbildlich für die Verbindung von Porsche und zeitgenössischer Kunst.
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Der Wagen wird auf 800.000 bis 1,5 Millionen Euro geschätzt und am 18. Oktober 2025 in München versteigert.
Wer auf den einzigartigen 964 Speedster bieten will, kann das hier bei RM Sotheby’s tun.
Skurrilstes Detail des Porsche 964 Speedster Physical Sculpture XI: Schalthebel mit integrierter 2-D-Mark-Münze.
Wie findet ihr den 964 Speedster von Flatz? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare.
In den 1980er Jahren entwickelte und baute Porsche einen Motor für die Formel-1-Rennwagen von McLaren. Das erfolgreiche Biturbo-V6-Aggregat, nach dem Sponsor „TAG Turbo“ benannt, wurde in einem Porsche 911 Turbo getestet. 2018 kaufte Lanzante elf der rennerprobten Motoren und baute sie in Porsche G-Modelle ein. Ein Exemplar wird nun von RM Sotheby's versteigert.