Porsche 356 A T1 Coupé im GT-Look: Outlaw für Mille Miglia & Co.
Nicht jeder 356 steht poliert in der Sammlergarage. Manche werden gefahren, und zwar richtig. Dieses hellgelbe Coupé von 1956 ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Enthusiasten einen 356 konsequent für den sportlichen Einsatz aufbauen. Das Ergebnis ist ein sogenannter Outlaw: ein Fahrzeug, das vom Serienstandard abweicht, um schneller, leichter und charakterstärker zu werden.
Von New Mexico nach Hamburg
Das 356A T1 Coupé wurde im November 1956 nach New York exportiert und verbrachte seine ersten Jahrzehnte in den USA. 1998 holten es die neuen Besitzer aus New Mexico über Trier nach Hamburg. Was folgte, war eine aufwendige Restaurierung, die sieben Jahre dauern sollte.
Schon beim Zerlegen im Dezember 1998 zeigte sich das Ausmaß der Arbeit. Nach dem Sandstrahlen kam die ernüchternde Bestätigung: Die Außenhaut war noch akzeptabel, aber Unterboden, Radhäuser und Batteriekasten waren Schrott. Von April 1999 bis Januar 2000 baute die Firma Quade in Uetersen die Karosserie komplett neu auf. Anschließend verbrachte der Wagen fast drei Jahre beim Lackierer.
Schön und sicher: Neues rotes Leder, Kopfstützen und Vierpunktgurte.
Im Frühjahr 2003 fertigte die Sattlerei David Ekselenski die komplette Innenausstattung nach Originalvorlagen mit Originalmaterialien neu an. Erst im April 2004 begann die Endmontage: Motor, Getriebe, Achsen, Kabelbaum, Lenkung, Armaturen und unzählige Kleinteile wurden penibel eingebaut. Im Februar 2005, kurz bevor das Auto seinen 50. Geburtstag feierte, war die Restaurierung abgeschlossen.
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Der Porsche 356 A in Gelb ist ein Eye-Catcher.
Rennsport-Attitüde trifft Eleganz
Auf den ersten Blick fällt die Mischung aus Eleganz und Rennsport-Attitüde auf. Die Carrera-Stoßstangen sind schlanker als die wuchtigen Serienteile und sparen Gewicht. Die Carrera-Außenspiegel im Spyder-Stil sitzen tiefer und bieten bessere Sicht bei hohen Geschwindigkeiten. Vorn leuchten Zusatzscheinwerfer, wie man sie von der Mille Miglia oder der Carrera Panamericana kennt.
Ein paar Meriten hat der 356 A schon gesammelt.
Der Blick durch die Seitenscheibe offenbart Leichtbauglas mit Prüfstempel, das mit Lederriemen gesichert wird statt mit Kurbelmechanismen. Eine zeitgenössische Lösung aus dem Porsche-Rennsport, die mehrere Kilogramm spart. Auch die Heckscheibe besteht aus dem leichteren Kunststoff.
Leichtbau: Ein Lederriemen fixiert die Scheiben aus Leichtbauglas.
Cockpit für Rallye-Piloten
Das Armaturenbrett zeigt VDO-Instrumente mit grüner Beleuchtung: Tachometer bis 200 km/h, Voltmeter und Öldruck-Anzeige. Daneben ein zeitgenössisches Radio mit Drucktasten für Lang-, Mittel- und Kurzwelle. Ein Highlight sitzt vor dem Beifahrer: eine Heuer Trackmate Stoppuhr mit Porsche-Wappen, montiert auf einer gelochten Aluminiumplatte. Ein Detail, das Rallyeherzen höher schlagen lässt. Zusätzlich gibt es eine klassische Zeituhr.
Hier geht es zu einem 356, der mit Kettenantrieb durch die Antarktis fuhr.
Bereit für Oldtimerallyes: Heuer Stoppuhr im 356 A.
Das rote Lederinterieur mit Sportsitzen und Kopfstützen ist keine Serienausstattung, sondern eine bewusste Farbkombination, die den Charakter des Fahrzeugs unterstreicht. Das Holzlenkrad mit Porsche-Wappen passt zur sportlich-eleganten Ausrichtung. Im Beifahrerfußraum ist ein Feuerlöscher griffbereit montiert.
Gelb-roter Innenraum mit Holzlenkrad.
Technik für den Renneinsatz
Die technischen Modifikationen gehen tief. Zwei Solex-Doppelvergaser vom Typ 40 P II mit offenen Sportluftfiltern und eine Sebring-Auspuffanlage im 4-in-1-Design haben die Leistung gegenüber dem 1,6 Liter großen 60 PS starken 4-Zylinder-Boxer-Serienmotor gesteigert. Der charakteristische Sound dieses Auspuffs ist bei historischen Rennen unverkennbar: rau, direkt und laut genug, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Der Vierzylinder-Boxer verfügt nun über Sportluftfilter.
Weitere Details zeigen die konsequente Ausrichtung auf den Renneinsatz: ein Überrollbügel von Matter, Stahlflexbremsschläuche, ein zusätzlicher Ölkühler, ein Aluminium-Motordeckel mit Luftschlitzen, gelochte Aluminium-Pedale und 5,5 x 15 Zoll Stahlfelgen. Sogar eine Standheizung ist an Bord.
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Safety first: Sogar ein Überrollkäfig wurde verbaut.
Startberechtigt bei der Mille Miglia
Das Fahrzeug besitzt einen FIVA-Pass von 2005. Dank des Baujahres Dezember 1956 ist es startberechtigt bei Klassikern wie der Mille Miglia, der Targa Florio Classica oder nationalen Oldtimer-Rallyes. Eine Broschüre dokumentiert die aufwendige Restaurierung, ein Gutachten wurde 2016 erstellt.
Nach der Wiedergeburt im Jahr 2005 zeigt der Tacho gerade einmal 7.552 Kilometer. Seit 2016 befindet sich der Wagen in zweiter Hand in Deutschland.
Ein 356 zum Fahren
Ein solcher Outlaw ist für Menschen gebaut, die ihren 356 erleben wollen: auf Passstraßen und Oldtimer-Rallyes statt nur auf Concours-Rasen. Der Wert liegt nicht in der Unberührtheit, sondern in der Konsequenz der Umsetzung. Und im Fahrerlebnis.
Er wird auf Kommission verkauft und kostet 136.500 Euro.
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60 Jahre lang war der erste Porsche-Klassensieger von Le Mans verschollen. Doch dank eines engagierten Sammlers konnte die Geschichte von 356/2-063 rekonstruiert und der Wagen wieder in den Ursprungszustand von 1951 zurückversetzt werden.