Porsche 993 Carrera RS: Der letzte luftgekühlte Rennsport-911

Porsche 911 Carrera RS 993 schräg hinten

Der Porsche 993 Carrera RS gilt als die ultimative Verkörperung des luftgekühlten 911. Als Homologationsmodell für den Motorsport konzipiert, vereint er klassische Porsche-Gene mit moderner Technik und markierte 1995 einen Höhepunkt in der Geschichte des Elfers. RM Sotheby's versteigert jetzt ein besonders schönes Exemplar.

Fotos: RM Sotheby's

Ein würdiger Abschied vom luftgekühlten Boxermotor

Als Porsche 1995 auf der Amsterdamer Auto Show den 993 Carrera RS präsentierte, war vielen bereits klar: Dies würde der letzte luftgekühlte Rennsport-911 sein. Die Produktion begann im Mai 1995, und bis 1996 verließen insgesamt 1.104 Exemplare das Werk in Zuffenhausen. 213 davon waren die noch kompromisslosere Clubsport-Version. 779 Exemplare entstanden mit Linkslenkung wie der hier gezeigte.

Der RS basierte auf dem Carrera Cup Rennwagen und diente als Homologationsmodell des RSR, der in der damals wichtigsten BPR Global GT Series gegen den McLaren F1 GTR und Ferraris F40 antrat. Porsche musste dafür mindestens 1.000 Einheiten produzieren, ein Ziel, das problemlos erreicht wurde.

Hier geht es zur ganzen Geschichte der RS-Modelle vom Carrera 2.7 RS von 1972 bis zum aktuellen GT3 RS.

Porsche 911 Carrera RS 993 schräg vorn

Dieser Porsche 911 Carrera RS (993) in Midnight Blue Metallic wird nun versteigert.

Das Herz: Der 3,8 Liter Saugmotor

Unter der Motorhaube arbeitet der legendäre M64/20 Motor. Porsche vergrößerte den Hubraum des serienmäßigen 3,6 Liter Motors auf 3.746 Kubikzentimeter, indem die Bohrung auf 102 Millimeter aufgebohrt wurde, während der Hub bei 76,4 Millimetern blieb.

Technische Highlights:

  • Leistung: 300 PS bei 6.500 U/min

  • Drehmoment: 355 Nm bei 5.400 U/min

  • Varioram-Ansaugsystem mit variabler Saugrohrlänge

  • Geschmiedete Leichtbaukolben

  • Vergrößerte Ein- und Auslassventile

  • Doppelte Ölkühler

  • Leichtere Schwingarme

  • Bosch Motronic Motormanagement

Das innovative Varioram-System optimiert die Atmung des Motors: Bei niedrigen Drehzahlen verlängern sich die Ansaugrohre für bessere Durchzugskraft, bei hohen Drehzahlen verkürzen sie sich für maximale Leistung. Der Motor dreht mit Begeisterung bis zur maximalen Drehzahlbei von 6.800 U/min.

Porsche 911 Carrera RS 993 Motor

Der luftgekühlte 3,8 Liter große 6-Zylinder-Boxer-Saugmotor des 993 Carrera RS leistet 300 PS.

Gewichtsreduzierung bis ins letzte Detail

Porsche verfolgte beim RS ein kompromissloses Leichtbauprogramm. Mit 1.270 Kilogramm Leergewicht war der RS über 100 Kilogramm leichter als ein serienmäßiger 993 Carrera.

Gewichtssparende Maßnahmen:

  • Aluminium-Motorhaube und Türen

  • Dünneres Glas an allen Fenstern

  • Verzicht auf elektrische Fensterheber und Spiegel

  • Entfall der Zentralverriegelung

  • Keine Airbags (in der Basisversion)

  • Minimale Schalldämmung

  • Leichte Recaro-Sportsitze

  • Türgriffe durch Stoffschlaufen ersetzt

  • Kleinerer Wischwassertank (1,2 statt 6,5 Liter)

  • Keine Intervallfunktion für die Scheibenwischer

  • Entfall der Scheinwerferreinigungsanlage

Trotz dieser Sparmaßnahmen konnten Käufer gegen Aufpreis auch Komfortausstattung wie Klimaanlage, elektrische Fensterheber oder Airbags ordern. Viele Kunden nutzten diese Option, sodass reine Basis-RS ohne jeglichen Komfort heute besonders selten sind.

Porsche 911 Carrera RS 993 Innenraum

Porsche 911 Carrera RS (993) Innenraum: Schalensitze, Sportlenkrad, 6-Gang-Handschaltung.

Die Clubsport-Version: Noch kompromissloser

Die RS Clubsport Variante (Option M003) ging noch einen Schritt weiter. Mit nur 227 produzierten Exemplaren ist sie heute besonders begehrt.

Clubsport-Besonderheiten:

  • Vollständig eingeschweißter Überrollkäfig

  • Nomex-Rennsitze mit Sechspunkt-Gurten

  • Batteriehauptschalter

  • Feuerlöscher

  • Verstellbarer Heckflügel in XXL-Größe

  • Modifizierter Frontspoiler

  • 18 Zoll Speedline Dreibeteilfelgen mit Magnesiumzentern

  • Innenraum ohne Verkleidung in Wagenfarbe lackiert

  • Einmassenschwungrad

Porsche 911 Carrera RS 993 Clubsport-Heckflügel

Der zum Verkauf stehende 993 Carrera RS besitzt den größeren Clubsport-Heckflügel.

Fahrwerk und Bremsen auf Rennsportniveau

Das Fahrwerk des 993 RS profitierte von der innovativen Fünflenker-Hinterachse der 993 Generation, die das gefürchtete Lastwechselübersteuern früherer 911 deutlich reduzierte. Die Karosserie wurde um 30 Millimeter vorne und 40 Millimeter hinten tiefergelegt.

Fahrwerks-Features:

  • Verstellbare Stabilisatoren (vorne 5 Einstellungen, hinten 3)

  • Domstrebe vorne

  • Kugelgelenk-Federbeinlager

  • Sperrdifferential

  • 322 Millimeter Bremsscheiben rundum (vom 993 Turbo)

  • Vier-Kolben-Bremssättel

  • ABS mit Traktionskontrolle

Die Kombination aus geringem Gewicht, straffem Fahrwerk und hervorragender Balance machte den RS zu einem der besten 911 aller Zeiten für kurvenreiche Straßen.

Der Antrieb: Sechs Gänge für maximale Performance

Das manuelle Sechsgang-Getriebe G50/31 erhielt speziell für den RS modifizierte Übersetzungen in den ersten drei Gängen, optimiert auf Beschleunigung statt Höchstgeschwindigkeit. Die Doppelkonus-Synchronisierung in den ersten beiden Gängen halbierte die benötigte Schaltkraft.

Fahrleistungen:

  • 0 bis 100 km/h: 5,0 Sekunden

  • 0 bis 160 km/h: 11,2 Sekunden

  • Höchstgeschwindigkeit: 277 km/h

Design: Zurückhaltend aggressiv

Äußerlich ist der RS sofort am feststehenden Heckspoiler, den kleinen Frontflaps und den 18 Zoll Speedline-Felgen zu erkennen. Die Modifikationen an Front und Heck reduzierten den aerodynamischen Auftrieb auf nahezu null. Im Vergleich zum aggressiven Look vieler moderner Sportwagen wirkt der RS geradezu elegant, dabei aber ungemein stimmig.

Die Clubsport-Version setzte mit ihrem übergroßen, verstellbaren Heckflügel und dem ausgeprägteren Frontspoiler noch einen drauf und signalisierte unmissverständlich ihre Rennsport-DNA.

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Porsche 911 Carrera RS 993 Seite

Der Porsche 993 Carrera RS hat einen sportlich-eleganten Auftritt.

Verfügbarkeit und rechtlicher Status

Der 993 Carrera RS war in Europa und vielen anderen Märkten straßenzugelassen, wurde jedoch nie offiziell in die USA exportiert. Einige Exemplare gelangten später unter der NHTSA "Show or Display" Ausnahmeregelung in die Vereinigten Staaten, wo sie heute zu den begehrtesten Sammlerstücken zählen.

Wertentwicklung: Eine solide Investition

Die Preise für den 993 Carrera RS haben sich in den vergangenen Jahren deutlich entwickelt. Bei Auktionen wechseln gut erhaltene Exemplare für 280.000 bis über 830.000 US-Dollar den Besitzer. Im Februar 2025 erzielte ein besonders gut dokumentierter 993 RS in Riviera Blue bei RM Sotheby's einen Spitzenpreis von 830.000 US-Dollar.

Die Clubsport-Version bewegt sich in einem ähnlichen Preisrahmen, wobei besonders originale und gut dokumentierte Fahrzeuge mit niedriger Laufleistung Spitzenpreise erzielen. Der durchschnittliche Verkaufspreis liegt bei etwa 395.000 US-Dollar für die Basis-RS und 336.000 US-Dollar für die Clubsport-Version.

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Porsche 911 Carrera RS 993 Schalensitze

Der Porsche 911 Carrera RS (993) besitzt Schalensitze und natürlich keine Rücksitze.

Das Vermächtnis: Der perfekte luftgekühlte 911

Der 993 Carrera RS markiert den Höhepunkt der luftgekühlten 911 Entwicklung. Er vereint die Charakteristika, die Porsche-Enthusiasten lieben: einen drehfreudigen Saugmotor, präzises Handling, kompromisslose Technik und eine direkte Verbindung zwischen Fahrer und Maschine.

Während der 993 Turbo mit seiner Allradlenker-Leistung beeindruckt und der GT2 mit roher Gewalt fasziniert, überzeugt der RS durch Balance und Fahrdynamik. Er ist kein Fahrzeug für die Geradeaus-Geschwindigkeit, sondern für die kurvenreiche Passstraße, wo sein geringes Gewicht, sein präzises Fahrwerk und sein harmonischer Motor voll zur Geltung kommen.

Als letzter luftgekühlter Rennsport-911 ist der 993 RS nicht nur ein Sammlerstück, sondern ein rollendes Stück Automobilgeschichte. Er beweist, dass Porsche die perfekte Symbiose aus Straßensportwagen und Renntechnik beherrschte wie kein anderer Hersteller.

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Porsche 911 Carrera RS (993): Cupfelgen und rote Vier-Kolben-Bremssättel.

Das Auktionsfahrzeug

Der Wagen mit der Fahrgestell Nummer 390407 verlässt das Werk in Stuttgart in Midnight Blue Metallic, während die Schalensitze in schwarzem Vinyl bezogen sind. Er verfügt über die optionale Klimaanlage und elektrische Fensterheber für einen Hauch von Komfort. Die Wahl des markanten Clubsport-Heckspoilers ließ das Auto jedoch eher dem Carrera Cup-Rennwagen ähneln. Rote Bremssättel sitzen hinter 18-Zoll-Teilungsfelgen im RS-Design.

Nachdem er am 11. Juli 1995 fertiggestellt war, importierte der offiziellen Markenhändler Mitsuwa Motors den Carrera RS 3.8 nach Japan. Der Porsche wurde am 6. September von seinem ersten Besitzer abgeholt, der im Stadtteil Shinagawa in Tokio ansässig war. Serviceunterlagen zeigen, dass das Auto dann in Langzeitbesitz in der Nähe von Yokohama überging.

Dieses Exemplar hat 48.229 Kilometer auf dem Tacho und wird mit Betriebsanleitungen und Garantieheft in der Ledermappe, Wagenheber, Reserverad sowie einem Glühbirnen- und Sicherungsset angeboten.

Preis und Details zur Auktion

Der Wagen steht in Abu Dhabi und wird am 5. Dezember 2025 versteigert. Der Schätzpreis liegt zwischen 320.000 und 385.000 Euro.

Wer auf den 993 Carrera RS bieten möchte, kann das hier bei RM Sotheby’s tun.

Wie gefällt euch das Modell CR? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare.


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