Porsche 911 GT2 R: Rarer 993-Straßenrennwagen
1995 stellte Porsche als Krönung der 993-Baureihe den seltenen 911 GT2 vor. Von dem turboaufgeladen Rennwagen mit Straßenzulassung gab es als 911 GT2 R noch eine noch leichtere, stärkere und teurere Rennversion. Ein Exemplar wird nun in München versteigert.
Fotos: RM Sotheby's
„Basis” 911 GT2
Porsche baute ab 1995 den ersten 911 GT2 auf Basis des luftgekühlten 993 Turbo als Homologationsmodell für den 911-Rennwagen der GT2-Klasse. Damit errang das Roock Racing Team 1996 in Le Mans den Sieg in der GT2-Klasse.
Die Straßenversion leistete mit ihrem 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxermotor 430 PS und 540 Nm und wog mit 1.295 kg gut 200 kg weniger als der 993 Turbo. Erreicht wurde das durch den Verzicht auf den Allradantrieb des Turbo, wodurch er reiner Hecktriebler blieb. Auch die Rücksitze und weitere Komfortmerkmale entfielen. Türen und Kofferraumdeckel wurden aus Aluminium gefertigt, Heckscheibe und Seitenscheiben bestanden aus Dünnglas.
Der 993 GT2 ist leicht an den geschraubten Kotflügelverbreiterungen, der Frontspoilerlippe und dem Heckflügel mit Lufteinlässen zu erkennen. Von der ersten Version wurden bis 1997 nur 172 Exemplare gebaut.
Als erster GT2 begründete er bei Porsche die Klasse der Turbo-Rennwagen mit Straßenzulassung.
Mit einem Basispreis von rund 270.000 D-Mark war der GT2 damals der teuerste 911. 50.000 Euro mehr musste man für die Clubsport-Version mit Überrollkäfig investieren und die meist GT2 R genannte Rennsportvariante kostete sogar eine halbe Million D-Mark.
Der etwas zivilere Porsche 993 GT2 bildete als Straßenversion die Basis für den GT2 R.
Rennversion 911 GT2 R
Dafür wog der GT2 R mit 1.100 Kilogramm noch mal rund 200 Kilos weniger als der GT2. Mit 450 PS leistete sein Motor zudem 20 PS mehr. Mit Rennreifen, Feuerlöschanlage, Verzicht auf jegliches Dämmaterial, verstellbaren Flügel und Langstreckentank war er für GT-Rennen vorbereitet.
Es wurden wohl nur 43 Fahrzeuge gebaut. Lediglich zehn davon im Jahr 1997, wie der weiße 993 GT2 R, der nun versteigert wird.
Das Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer 394072 wurde am 27. Februar 1997 vom niederländischen Rennfahrer René Snel bestellt und am 3. Juni desselben Jahres ausgeliefert.
Porsche 993 GT2 R: Verstellbarer Heckflügel, Rennslicks, Acryl-Schiebefenster.
Einsatz im Motorsport
René Snel setzte den GT2 R ab 1998 im Super Car Cup ein und feierte vier Siege. Am Ende der Saison belegte er den dritten Platz der Meisterschaft. Im darauffolgenden Jahr trat er in der Ferrari Porsche Challenge an, wo er 121 Punkte sammelte und auf Gesamtrang fünf abschloss.
Während eines Rennens in Assen kam es 1999 zu einem Unfall, doch das Fahrzeug nahm nur leichte Schäden. Dank einer neuen Porsche-Karosserie – belegt durch vorliegende Rechnungen – konnte Snel den Wagen schnell wieder einsatzbereit machen.
Hier findet ihr die schönsten Porsche-Rennsportlackierungen.
Der Porsche 911 GT2 R von 1997 hat mittlerweile einen 3,8 Liter großen 6-Zylinder-Boxermotor mit Biturboaufladung.
Rückkehr und technische Updates
Nach einem kurzen Wechsel auf einen Porsche GT3 in der Saison 2000 kehrte Snel 2001 in der Euro GT Serie mit seinem GT2 R zurück. Zu diesem Zeitpunkt war ein von Reinhold Schmirler gebauter 3,8-Liter-Motor verbaut. Nach dieser Saison verkaufte Snel den Wagen an einen deutschen Privatfahrer, der ihn für den Straßenverkehr zuließ.
Zwischen 2001 und 2012 wurde der GT2 R regelmäßig auf europäischen Rennstrecken bewegt. Die Wartung übernahm Manthey Racing, das 2005 einen neuen 3,8-Liter-Motor einbaute und das Getriebe überholte.
Porsche 993 GT2 R Innenraum: Instrumente und Schlüssel wie die Serie aber auch Käfig, Rennsitze und Löschanlage.
Import in die Schweiz
2012 wechselte das Fahrzeug erneut den Besitzer: Der Vater des heutigen Einlieferers importierte den 911 in die Schweiz. Obwohl er eine neue Kraftstoffzelle erwarb, nutzte er das Auto nicht mehr aktiv für den Rennsport. Der Kilometerstand lag daher zum Zeitpunkt der Katalogisierung bei lediglich 25.724 km.
Zu den jüngsten Arbeiten zählen Investitionen von rund 4.000 CHF im August 2024 für den Einbau der Kraftstoffzelle, eine neue Batterie und die Reinigung der Injektoren. Ein Ölwechsel wurde im August 2025 durchgeführt.
Dieser 911 GT3 RS ehrt die Schweizer Rennfahrerlegende Jo Siffert.
Die aufgeschraubten Kotflügelverbreiterungen des Porsche 993 GT2 R lassen sich während des Rennens bei Beschädigungen schnell tauschen.
Bedeutung für Sammler und Motorsport
Als einer von nur zehn gebauten Porsche 911 (993) GT2 R aus dem Jahr 1997 ist dieses Exemplar ein seltenes Porsche-Sammlerstück. Zudem kann es eine echte Rennhistorie vorweisen. Nach einigen Vorbereitungen könnte der Wagen bei historischen Motorsport-Events wie der Le Mans Classic, den Endurance Racing Legends oder den Masters Endurance Legends eingesetzt werden.
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Preis und Details zur Auktion
Der Wagen steht in München, wird am 18. Oktober 2025 versteigert und hat lediglich 25.724 Kilometer auf dem Tacho. Der Schätzpreis liegt zwischen 450.000 und 550.000 Euro.
Wer auf den 993 GT2 R bieten möchte, kann das hier bei RM Sotheby’s tun.
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Vom ohnehin schon seltenen Porsche 964 Speedster entstanden nur zwölf Fahrzeuge mit Turbo-breiter Karosserie. Der Künstler Wolfgang Flatz gestaltete einen davon 1994 mit Hilfe von Porsche-Chefdesigner Harm Lagaay zu einem aufsehenerregenden Einzelstück um. Der „Physical Sculpture XI“ genannte Wagen wird nun versteigert.