Porsche 906 Carrera 6: Der vergessene Rennwagen

Porsche 906 Carrera 6 1966

Der Porsche 906, auch Carrera 6 genannt, wurde 1966 als Nachfolger des 904 gebaut – in nur 65 Exemplaren. Trotz großer Motorsporterfolge ist er selbst unter Porsche-Fans kaum bekannt. Nun wird eines der seltenen Fahrzeuge bei RM Sotheby’s versteigert.

Fotos: RM Sotheby's

906 als 904-Nachfolger

Mit dem Porsche 906 präsentierte die Zuffenhausener Sportwagenschmiede im Jahr 1966 einen Rennwagen, der vieles anders machte – und vieles besser. Auch wenn einige Erfahrungen aus dem vorhergehenden 904 Carrera GTS einflossen, war der Carrera 6, wie er offiziell hieß, ein grundlegend neuer Ansatz: Statt eines Leiterrahmens mit tragender GFK-Karosserie, wie beim 904, nutzte der 906 einen leichten Gitterrohrrahmen mit nichttragender Glasfaserhülle. Das Resultat: rund 90 Kilogramm weniger Gewicht – bei gleichzeitig höherer Steifigkeit. Einige Komponenten wie das Fahrwerk und die Reifen konnte der 906 jedoch vom 904/6 übernehmen.

Insgesamt entstanden 65 Exemplare des 906, von denen 52 mit einem 210 PS starkem 2,0-Liter-Sechszylindermotor mit Vergasern ausgestattet waren. Er stammte ebenfalls aus dem 904/6 und basierte auf dem 911er-Motor . Neun erhielten eine Benzineinspritzung, vier trugen experimentelle Achtzylindermotoren mit 2,2 Litern Hubraum. Mit 6-Zylinder-Boxer wog der Wagen 675 kg. Der Carrera 6 war damit bestens gerüstet für Kundenteams – und entwickelte sich rasch zum erfolgreichsten Zweiliter-Rennsportwagen seiner Zeit.

Porsche 906 Carrera 6 1966

Den Porsche 906 Carrera 6 zeichnet eine elegante Linie aus.

Rennsieg auf Anhieb – und ein Serienerfolg

Gleich beim Debüt 1966 fuhr der von Hans Herrmann und Herbert Linge pilotierte 906 einen Klassensieg bei den 24 Stunden von Daytona ein und belegte dabei Gesamtrang sechs. Weitere Klassensiege folgten in Sebring, Monza, Spa, am Nürburgring und in Paris. Selbst Gesamtsiege bei der Targa Florio und dem Circuito del Mugello belegen das außergewöhnliche Potenzial. Und bei den 24 Stunden von Le Mans erreichte der 906 Rang vier – wieder mit einem souveränen Klassensieg.

Chassis 906-115: Ein italienischer Gentleman am Steuer

Eines dieser Autos, Chassisnummer 906-115, wurde am 9. März 1966 an den italienischen Privatfahrer Ermanno Spazzapan ausgeliefert, der unter dem Pseudonym „Mann“ startete. Zuvor hatte er Porsche 356 in der GTL-Version und den Carrera Abarth bewegt – doch der 906 bedeutete einen deutlichen Leistungssprung.

Sein Carrera 6 wurde mit dem luftgekühlten Sechszylinder vom Typ 901/20 ausgeliefert: Sandgegossenes Elektron-Gehäuse, Titanpleuel, Schmiedekolben, Trockensumpfschmierung – rund 210 PS bei 8000/min. Gekoppelt an ein Fünfganggetriebe, war der Wagen ein echtes Rennsportgerät für Kenner.

Spazzapan nutzte den Porsche 1966 in rund zehn Bergrennen und einem Rundstreckenlauf. Höhepunkte waren ein Gesamtsieg beim Antignano-Monte Burrone-Rennen und ein zweiter Platz beim Lauf durch seine Heimat Vittorio Veneto. Bereits nach einem Jahr verkaufte er den Wagen weiter an seinen Landsmann Ennio Bonomelli, der den 906 nur noch gelegentlich selbst steuerte und ihn meist an andere Fahrer übergab.

Der 2-Liter-6-Zylinder-Boxer leistet 210 PS.

Erfolge unter dem Pseudonym „Khandaru“

Die weiteren Einsätze von 906-115 erfolgten überwiegend durch Antonio Zadra („Khandaru“) und Giuseppe Dalla Torre. Besonders bemerkenswert war der Auftritt beim 500-Kilometer-Rennen von Mugello 1967, als das Duo unter schwierigen Bedingungen den zehnten Gesamtrang und Platz drei in der Klasse erreichte – gegen massive Werkskonkurrenz von Porsche, Ferrari und Alfa Romeo.

Weitere Einsätze folgten u.a. in Imola, Ollon-Villars, Vallelunga, Aspern und Innsbruck – mit konstant starken Leistungen und mehreren Klassensiegen. Der große Moment kam im Herbst 1968: Platz vier beim 500-km-Rennen von Imola, hinter drei Werks-Alfas – und Erster in der Klasse. Für einen Kundenwagen des Modelljahres 1966 war das ein Achtungserfolg.

Porsche 906 Carrera 6 1966 Innenraum

Der Porsche 906 Carrera 6 ist ein zweisitziger Rennwagen.

Ein würdiges Erbe und beeindruckende Erhaltung

In den 1970er-Jahren entdeckte Corrado Cupellini den inzwischen historischen Rennwagen, bevor dieser in die Sammlung des deutschen Porsche-Enthusiasten Bernd Becker überging. Becker setzte den 906-115 über Jahrzehnte bei historischen Rennen ein – in Europa und sogar Südafrika. Nach einem Verkauf 2001 wurde der Wagen gründlich restauriert, inklusive Erhalt der Originalteile wie Karosserie, Motor und Getriebe.

Es folgten Einsätze bei der Tour Auto, Wechsel in französische und später in Schweizer Sammlungen – zuletzt wurde der Wagen 2020 erneut aufwendig gewartet und blieb technisch wie optisch in exzellentem Zustand.

Porsche 906 Carrera 6 1966 Scheinwerfer

Der Erhaltungszustand des rennerprobten Porsche 906-115 ist hervorragend.

Fazit: Eine Legende auf Rädern

Der Porsche 906 ist einer der letzten echten Alleskönner im Rennsport gewesen: handlich, robust, leistungsstark – und erfolgreich in nahezu jeder Disziplin. Chassis 906-115 ist mit seiner lückenlosen Rennhistorie, der bemerkenswerten Originalität und dem herausragenden Zustand nicht nur ein historisch wertvolles Fahrzeug – sondern eine fahrende Legende aus der goldenen Ära der Sportprototypen.

Wer auf den einzigartigen 906 bieten will, kann das hier über RM Sotheby’s tun.

Wie findet ihr den Porsche 906? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare.


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