Test Porsche Cayenne GTS: Familien-Dampfhammer mit V8

Der V8 des Cayenne GTS leistet 500 PS und macht ihn zum stärksten Porsche-Verbrenner-SUV. Doch wie schlägt er sich auf einer 2000-Kilometer-Reise nach Dänemark?

Dieser Klang!
Mit dem tiefen V8-Blubbern verspricht der Cayenne GTS im Sportmodus: Ich bin bereit. Wenn du willst, kann es jederzeit losgehen.

Autobahn: Unbegrenzte Weiten

Wir haben den Wagen gerade erst in Zuffenhausen abgeholt und noch einige Hundert Kilometer bis zum Petro-Surf-Festival in Dänemark vor uns. Nun geht es auf die Autobahn – und der GTS darf sein Versprechen einlösen:

Er schiebt kraftvoll los, beschleunigt in 4,4 Sekunden auf 100, dazu erhebt der V8 seine Stimme und schmettert einen kernigen Gassenhauer – ohne dabei laut zu werden. Wir beschleunigen weiter bis 275 km/h, dann greift der Begrenzer konsequent ein.

Feuchte Hände bekommt man mit dem Dickschiff bei dieser Geschwindigkeit nicht: Wie sicher und schnell der Cayenne durch die gewundenen Kasseler Berge tobt, beeindruckt. Dank optionalem Wankausgleich (PDCC) liegt er extrem stabil, und die typische Porsche-Lenkung erlaubt es, auf den Zentimeter genau dort zu fahren, wo man möchte. Sie spricht hier nicht zu spitz um die Mittellage an.

Im Porsche Cayenne GTS ist man entspannt unterwegs.

Im GTS fährt man entspannt und mit Freude schnell – und es macht richtig Spaß, Kilometer zu fressen.

Bei beschränkten Autobahnabschnitten kann man sich dann relaxt zurücklehnen: Spurhalteassistent, Tempomat und Verkehrsschilderkennung sind serienmäßig an Bord. In unserem Testwagen hält Porsche InnoDrive den Wagen zuverlässig in der Mitte der Spur und den Abstand zum Vordermann. Nur zur automatischen Übernahme der Tempobegrenzung konnten wir den GTS – trotz mehrmaligen Durchkämmens aller Menüs – nicht überreden.

Ansonsten lässt er sich aber leicht bedienen. Der große Infotainment-Bildschirm reagiert ohne Verzögerung und zeigt eine detailreiche Satellitenkarte. Apple CarPlay und Laden funktionieren kabellos. Das volldigitale Cockpit löst so hoch auf, dass man schnell vergisst, keine analogen Zeiger mehr vor sich zu haben.

Tanken: Ein seltenes, aber teures Vergnügen

Erster Tankstopp in Göttingen: Der 90-Liter-Tank möchte wieder mit Super Plus befüllt werden – das kann an der Autobahnraststätte schon mal 200 Euro kosten. Allerdings lässt sich der Cayenne GTS durchaus mit 11 Litern pro 100 km fahren, wenn man sich an die Richtgeschwindigkeit hält oder im Ausland unterwegs ist. Mit 13 Litern ist man bereits flott unterwegs und kann bei 180 km/h mit Tempomat entspannt große Entfernungen zurücklegen. 700 Kilometer Reichweite sind dann mit einer Tankfüllung möglich.

Wir haben alles gegeben, hatten aber auch einige begrenzte Abschnitte dabei – und lagen bei 15,3 Litern Durchschnittsverbrauch. Das ist deutlich weniger, als befürchtet.

Der Cayenne kann auch Rennstrecke, zumindest fürs Foto.

Die Umfahrung zeigt: Der GTS macht auch auf der Landstraße Spaß. Die Lenkpräzision ist – dank der Vorderachse aus dem seligen Cayenne Turbo GT – fantastisch. Die optionale Hinterachslenkung sorgt in engen Kurven für erstaunliche Agilität. Nur beim Bremsen merkt man, dass hier 2,2 Tonnen in Bewegung sind. Obwohl man heutzutage ja schon Schlimmeres gewohnt ist (ja, BMW M5, wir reden von deinen 2,5 Tonnen Hüftspeck). Die bei uns verbauten teuren Keramikbremsen beißen zwar unerbittlich zu und lassen sich gut dosieren, aber sie quietschen oft – und sind daher nicht uneingeschränkt zu empfehlen.

Für einen SUV macht der GTS auf der Landstraße erstaunlich viel Spaß. Die Luftfederung bleibt immer sportlich, sorgt aber gleichzeitig – trotz der 22-Zöller – für Komfort und schluckt Unebenheiten weg, ohne dass man sich von der Straße entkoppelt fühlt.

Große Stadt mit kleinen Straßen

Zwischenstopp in Hamburg: Durch den Stadtverkehr schwimmt der Cayenne ganz easy mit. In engen Anwohnerstraßen und beim Parken kann er seine Breite natürlich nicht völlig kaschieren. Mit dem serienmäßigen Surround-View behält man beim Rangieren aber gut den Überblick und sieht exakt, wie weit man an Hindernisse heranfahren kann.

Im Innenraum schmeichelt viel alcantara-artiges Race-Tex dem Auge, die Ziernähte sind exakt gesetzt. Nichts wackelt oder knarzt. Allerdings gibt es auch Plastik zu sehen – und die empfindlichen Klavierlackoberflächen in der Mittelkonsole wirken nicht extrem hochwertig.

Porsche Cayenne GTS Innenraum: Sauber, solide und schön.

Ansonsten gefällt uns das Design innen wie außen gut. Wie üblich hebt sich der GTS mit schwarzen Details ab. Die 22-Zoll-Felgen stehen dem Auto ausgezeichnet, und das 2023 gestraffte Exterieur wirkt noch immer modern. Mit seinem sportlichen, aber nicht zu aggressiven Äußeren ist er familien- und nachbarschaftstauglich.

Wir holen den Fotografen ab, der sich über das üppige Platzangebot für das Equipment freut, und fahren zur Rennstrecke nach Dänemark, wo das Petro-Surf-Festival beginnt.

Unseren Bericht von dem entspannten Treffen der luftgekühlten Porsche lest ihr hier.

Rømø: Spielen am Sandstrand

Auf Rømø sind wir abends noch auf dem für Autos freigegebenen Sandstrand unterwegs – was für den Allradler mit Offroad-Programm und über Luftfederung erhöhbarem Niveau natürlich keine Herausforderung, aber trotzdem lustig war.

Hier haben wir den neuen 911 Carrera T am Strand auf Rømø getestet.

Porsche Cayenne GTS am Strand: Spaßig, aber keine Herausforderung für den SUV.

Mit der Fähre geht es nach List auf Sylt. Das ist übrigens entspannter als die Rückreise mit Auffahrt auf den engen Autoreisezug.

Das größte Hindernis begegnete uns später auf Sylt: ein beim Vorwärtsausparken übersehener Kantstein als Begrenzung zwischen den Parkreihen. Der GTS überfuhr ihn schadlos. Mit dem ursprünglich als Testwagen geplanten 911 GT3 wäre das Missgeschick vermutlich teuer geworden.

Endlich ein größeres Fahrzeug mit mehr Leistung: Im Porsche Cayenne GTS auf die Fähre nach Sylt.

Preis-Leistung? Beides hoch!

Auf die Preise darf man auf Sylt ohnehin nicht so genau schauen – das Wiener Schnitzel in der Sansibar für 45 Euro war aber auch sehr lecker.

Der Porsche Cayenne GTS macht auch auf Sylt eine gute Figur.

Hohe Preise für hohe Qualität – das ist auch das Motto beim Porsche Cayenne GTS: Für den stattlichen Grundpreis von 143.900 Euro bekommt man immerhin eine für Porsche überraschend üppige Serienausstattung: Bose Surround Sound, Digitalradio, Luftfahrwerk mit Porsche Active Suspension Management, Torque Vectoring Plus, Servolenkung Plus, Sportabgasanlage, HD-Matrix-LED-Scheinwerfer, Soft-Close-Türen, Sitzheizung vorn, Kameras rundum mit Parklenkunterstützung – sogar die Gestensteuerung für die Heckklappe ist inbegriffen.

Unser Testwagen kam auf rund 180.000 Euro – allerdings mit vielen teuren, aber verzichtbaren Extras wie Beifahrerdisplay, Nachtsichtsystem und Keramikbremsen.

Der Porsche Cayenne GTS auf dem Parkplatz beim Petro-Surf Festival in Sylt.

Extrem beeilen muss man sich nicht, wenn man noch einen Cayenne mit V8 fahren möchte. Zwar soll bereits 2026 der vollelektrische Nachfolger erscheinen, doch Verbrenner- und Hybridmodelle werden voraussichtlich bis 2030 weitergebaut.

Fazit: Wer kann, der muss

Nach über 2.000 Kilometern im Cayenne haben wir ihn als unterhaltsamen, umgänglichen und großgewachsenen Reisebegleiter schätzen gelernt.

Wer also einen familientauglichen und schnellen Reise-SUV sucht, der technisch auf der Höhe der Zeit ist, überall durchkommt und dabei einen Heidenspaß macht, sollte sich den Cayenne GTS anschauen – wenn er denn über die finanziellen Mittel verfügt.

Große Klappe und viel dahinter: Der Cayenne ist ein familienfreundliches Reiseauto.

Technische Daten

• Motor: 4,0-Liter-V8-Biturbo

• Leistung: 500 PS

• Drehmoment:  660 Nm

• 0–100 km/h: 4,4 Sek. mit Sport Chrono

• Höchstgeschwindigkeit: 275 km/h

• Preis: ab 143.900 €

• Verbrauch: ca. 12,2 l/100 km

• Gewicht (DIN): 2.190 kg

• Anhängelast: 3.500 kg

• Kofferraum: 656-1.708 l

• Tankinhalt: 90 l

• Höhe: 1.674 mm

• Länge:  4.930 mm

• Breite:  1.983 mm

• Radstand:  2.895 mm

• Preis: 143.900 €

Was haltet ihr von dem Cayenne GTS? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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